Kamtschatka ist da, wo die Zivilisation endet - und eine beeindruckende Natur, die Seelen berührt.


Im Winter zieht der Pulverschnee den Kamtschatka-Besucher auf einsame Hänge in der einmaligen Vulkanlandschaft. Im Sommer fasziniert das Gefühl, mitten in einer fast unwirklichen Welt zwischen Feuerbergen, endlosen Ebenen und klaren Seen mit Braunbären "per du" zu sein.


Komm mit auf diese kleine Fotoreise in ein Naturparadies am Rande der Weltkarte.


Bereits der Anflug auf Petropavlovsk, mit Blick auf eine grenzenlos scheinende Kraterlandschaft, liess das Herz vor Begeisterung höher schlagen. Und es sollte noch besser kommen: Das Holzhäuschen am Kurilen See - auf einer kleinen Landzunge zwischen zwei Flusseinläufen und nahe der bevorzugten Jagdgründe der Bären gelegen - war sofort unser "Zuhause". Dies trotz (oder wegen) der Einfachheit dieser Lodge, mit Massenlager unter dem Dach und einem Freiluftbadezimmer mit Seesicht. Die ersten Beobachtungen von Bären in der Nähe der Grassy Point Lodge liessen erahnen, dass eine spannende Zeit auf uns wartete. Das Gefühl, mitten in der Natur in grosser Freiheit zu hausen, konnte auch der mit Strom geladene Zaun um unser Logis nicht einschränken. Im Gegenteil. Der Zaun verstärkte das Gefühl, in einer der letzten Wildnisse auf unserer Erde gelandet zu sein. 


Der Kurilen See entstand vor über 8'000 Jahren bei einem gewaltigen Vulkanausbruch, ist Laichplatz von Millionen von Lachsen und lockt damit jeden Sommer hunderte von Kamtschatka Bären an diese so reichhaltige "Tafel der Natur". - Und da standen wir dann, in freudiger Erwartung. Und zugleich auch etwas eingeschüchtert durch die streng wirkende Präsenz, der für uns verantwortlichen Ranger Costa und Liana. Sie standen mit geschulterten Gewehren bereit, hiessen uns mit ernsten Mienen auf Russisch willkommen. Schnell wurde die augenscheinliche Strenge der Ranger - mit ihnen wurde in den Tagen danach auch viel gelacht - klar: Ausflüge zum nahe gelegenen "Bärenturm" und Wanderungen auf Bärenpfaden sind klar geregelt. Tier und Natur stehen dabei unangefochten im Mittelpunkt. Hielt sich der Mensch nicht daran, wurde er zur Persona non grata.


Ausgewachsene Bärenmännchen wiegen bis zu 600 Kilogramm. Was in etwa dem Gewicht eines Kleinwagens entspricht. Es ist extrem spannend, wie diese Masse Bär, die nur Sekunden vorher entspannt am Ufer lungerte, zur Jagd auf Lachse ansetzt: Sprint- und sprunggewaltig, den Kopf unter Wasser, eine zielgenau zuschlagende Pranke und Bärenzähne, die reinbeissen. Um dann als "cooler" Geniesser die erbeutete Mahlzeit zu verzehren.




Perspektivenwechsel: Am letzten Tag wanderten wir nicht auf Bärenpfaden den Flussläufen entlang. Costa nahm uns mit auf sein Boot und zeigte uns die ganze Schönheit des Kurilen See und seinen Anwohnern vom Wasser aus.


Stellers Seeadler gehören zu den schwersten Greifvögeln der Welt. Sie sind ganzjährige Bewohner von Kamtschatka und  zeichnen sich durch einen kräftigen, orange-gelben Schnabel aus. Die Adler ernähren sich in erster Linie von Lachsen und Forellen. Diese Könige der Lüfte zu sichten, ist im Sommer eher selten. Im Winter hingegen leben bis zu 300 Paare am Kurilen See. Trotzdem ging mein Wunsch, das beeindruckende Tier "in natura" zu sehen, an einem Septembertag in Erfüllung: Von Weitem nur und in wenigen, aber sehr wertvollen Augenblicken.

Das Buch dazu: "Kamtschatka: Adler, Bären und Vulkane" von Klaus Nigge ist absolut sehens- und lesenswert!

Und dänn: "Scho wieder Bärä...!" (Grins!)




Bis dahin waren wir auf unseren Streifzügen durchs Dickicht noch keiner Bärenmutter mit ihren Jungen begegnet. Laut der Ranger leben in normalen Sommern zirka zwanzig Bärinnen mit ihrer Jungmannschaft im Naturschutzgebiet um den Kurilen See. Da die Lachse im Sommer 2021 mit ihren Zügen den Flussläufen hinauf anscheinend "Verspätung" hatten, wurden lediglich acht Bärenfamilien gesichtet.

Schön für uns: Das Glück war uns auch am letzten Tag gut gesinnt. 

Das Glück der Beobachtung von Bärenfamilien aus nächster Nähe bleibt Teil meiner ganz schönen Kamtschatka-Erinnerungen.

Das "Unglück", zu spät gemerkt zu haben, dass ich mit der falschen Einstellung fotografierte, verdient nur ein einziges Wort:

Der bekannte Fotograf Helmut Newton hat einmal gesagt:

"Es gibt Bilder, die misslingen. Aber ich mache Fotos nicht, um sie in die Schublade zu tun. Sie sollen gesehen werden. Ob man sie liebt oder nicht, ist mir vollkommen egal."

 

Dem ist nichts anzufügen. Ausser der Bitte, das Copyright (auch ohne Wasserzeichen) zu respektieren. Danke.


Der Abschied von "unserem Zuhause im Bärenland" fiel uns nicht einfach. Jedoch, das Weiterziehen wurde belohnt. Mit Einblick in eindrückliche Vulkane, blaue Kraterseen, rauchende Feuerberge und durch wunderschöne Wanderungen auf einsamen Pfaden. Unsere einmalige Lagerfeuerstimmung im Zeltlager am Fusse des Mutnovskij Vulkans, wärmten Körper und Geist - auch in den saukalten Nächten im Schlafsack... ;-) 


Die Awatscha Bucht

Wer reist schon nur wegen ein paar Bären nach Kamtschatka ;-)

Den letzten Tag verbrachten wir auf einem Schiff, liessen die Reise Revue passieren und umrundeten die Awatscha Bucht, einer der grössten Naturhafen der Welt. Mit etwas Glück kann man hier Orcas und Delfine beobachten. - Für mich waren hier die Kleinsten die Grössten: PUFFINS! Papageientaucher, zirka 30 cm gross und etwas mehr als als 350 Gramm schwer. Ich liebe diese kleinen Meeresbewohner und lasse keine Gelegenheit aus, sie in freier Natur zu beobachten.


Ihr Schnellstart auf der Wasseroberfläche - mein ganz persönlicher Augenblick...

Ciao, ciao...


Unsere Reise fand ihren Abschluss in der sehr schönen, modernen - und trotzdem von Jahren der Weltgeschichte geprägten - Stadt Moskau . - Ein grosses SPASIBA - das russische Dankeschön - gehört unserer so fröhlichen und toleranten Gruppe, sowie Ruth und Roland Beeler - er war für uns tagtäglich "s'Maximum" von einem Reiseleiter - von Alpin Travel in Walenstadt (keine Schleich- sondern HerzensWerbung) und ihrem Team auf Kamtschatka. Und nicht zu vergessen: Nina, unsere so alles wissende Stadtführerin in Moskau.

DO SVIDANIYA!


Last but not least: In ein verwunschenes Naturparadies zu reisen, mag Fragen aufwerfen. Klaus Nigge gibt in seinem Buch über Kamtschatka Antworten. Landstriche wie Kamtschatka können nur dank weltweitem Einsatz von verschiedenen Naturschutz Organisationen bleiben, was sie sind: ein Paradies. Dabei wissen diese Organisationen aber auch, dass nicht nur Fauna&Flora geschützt werden müssen, sondern auch die Menschen, die sich in dieser Welt bewegen. Und darin leben.

WWF und NABU (Naturschutzbund Deutschland) haben schon viel für den Erhalt von Kamtschatkas Schönheiten getan. Dabei wurde ein Gebiet so gross wie Ungarn unter Naturschutz gestellt. Und ein sanfter Tourismus aufgebaut. Ein Tourismus, der den Einheimischen Arbeit ermöglicht  und ihnen damit eine Lebensgrundlage in ihrer Heimat sichert.

Wir haben dazu Sorge getragen, dass Natur und Mensch in Kamtschatka den Respekt und die Anerkennung erhielten, die bei solchen Reisen eine Selbstverständlichkeit sein sollte.   Susanne Bonaca


PS: Ich freue mich über jede Betrachterin und jeden Betrachter und über all jene, die eventuell Fehler finden und diese bei mir melden ;-) Danke! 

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